Anliegen
Wenn die Natur im Frühjahr zum Leben erwacht, wird sie für unsere heimischen Wildtiere zur Kinderstube. Vom 1. März bis zum 15. Juli eines jeden Jahres gilt es Rücksicht auf die Wildtiere zu nehmen, denn Reh, Feldhase & Co. bringen ihre Jungen zur Welt. Jetzt gilt es, Störungen zu vermeiden, um das Aufwachsen des Jungwildes nicht zu behindern.
Spaziergänger sind angehalten ihre Hunde anzuleinen und auf den Wegen zu bleiben. Währenddessen stehen Landwirte vor der Herausforderung, dass die Pflanzen ihrer Wiesen in den Frühjahrsmonaten besonders reich an Energie ist und sie ihre Ernte nicht aufschieben können. Die wichtigste Grünfutterernte fällt in die Brut- und Setzzeit.
Die Krux hierbei ist, dass Jungtiere im hohen Wiesengras optimale Deckung und Schutz vor natürlichen Feinden finden. Ihr natürlicher Reflex ist es: sich zu ducken und zu tarnen. Auch wenn sich der Traktor mit dem Mähwerk nähert, verharren sie an Ort und Stelle. Schätzungen zu Folge werden jedes Jahr mehrere hundert Tausend Wildtiere auf den Wiesen verletzt oder getötet – darunter fast hundert Tausend Rehkitze. Aber auch Gelege von selten gewordenen Bodenbrütern wie der Uferschnepfe, dem Kiebitz oder der Wiesenweihe werden vermäht. Jungwildrettung ist deswegen auch Artenschutz.
Moderne Schneidwerke haben in der Regel eine Arbeitsbreite von sechs bis neun Metern. Diese Dimensionen verhindern, dass Jungwild rechtzeitig aus der Fahrzeugkabine erkannt wird und entsprechend reagiert werden kann. Deshalb ist die Wildtierrettung vor der Mahd unersetzbar. Um Wildtierleid zu vermindern und so gut es geht zu verhindern, ist die Verhinderung des Mähtodes auch eine gesetzliche Verpflichtung. Landbewirtschafter sind verpflichtet dafür Sorge zu tragen, dass entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen werden. Hier sind Landwirtinnen und Landwirte auf die Hilfe von Jägern, Jagdpächtern und Reviereigentümern angewiesen.
Wildtierrettung vor der Mahd
Seit Jahrzehnten versuchen Landwirte, Jäger und andere Naturschützer, das Jungwild unmittelbar vor dem Grünlandschnitt aus den Wiesen zu retten. In der Vergangenheit suchten sie die zu mähenden Flächen mit brauchbaren Jagdhunden ab und setzten akustische, optische Signale oder Geruchsstoffe ein, um die Wiesen für Muttertiere zeitweise unattraktiv zu machen.
Diese traditionellen Maßnahmen finden nach wie vor Einsatz, sind aber vor allem auf kleineren Wiesen praktikabler. Problematisch ist, dass heute die wenigsten landwirtschaftlichen Flächen kleinstrukturiert sind, so dass sie in einem kleinen Team abgelaufen oder mit Vergrämungstaktiken abgesichert werden könnten. Deshalb werden heute schon vielerorts Wiesenflächen mittels Wärmebildtechnik ausgestatteter Drohnen abgesucht. Ein entscheidender Vorteil ist, dass in kurzer Zeit eine größere Fläche abgesucht werden kann und es deutlich weniger Helfer benötigt als früher. Eine Hürde sind jedoch die erheblichen Anschaffungskosten der Technik, die Ehrenamtlichen in den seltensten Fällen aus eigenen Mitteln finanzieren können.
Drohnen und Wärmebildkameras
Deutschlandweit setzen heute schon mehrere tausend Teams Drohnentechnik ein, um die Wiesen vor der Mahd abzusuchen und Jungwild nach erfolgreicher Ortung aus den Wiesen zu tragen. Entscheidend sind die frühen Morgenstunden, die Rettungsteams suchen die Wiesen vor Sonnenaufgang ab. Denn nur solange die Wiesen kühl sind und die Sonne sie noch nicht erwärmt hat, können Rehkitz und Co. zuverlässig als Wärmequellen identifiziert werden.
Neben dem tatkräftigen Einsatz von Freiwilligen, die im Frühjahr oft über Tage dem Wild zur Liebe nachts aufstehen, benötigen örtliche Teams finanzielle Unterstützung für die Anschaffung dieser Technik. Außerdem bedarf es einen Drohnenführerscheins und einer entsprechenden Versicherung, um eine solche Drohne bedienen zu dürfen.
Ziele
Unser Antrieb ist es, über die heutigen Möglichkeiten der Jungwildrettung aufzuklären und zu informieren, indem wir unser Wissen aus der Praxis aufbereiten und für alle Interessierte zur Verfügung stellen. Mit unserem Netzwerk und unserer Arbeit möchten wir Finanzierungshilfen für Drohnenflugeinsätze sowie andere Rettungsmaßnahmen vermitteln. Unsere Vision ist es, dass in allen deutschen Landkreisen geeignete Rettungsteams für die Jungwildrettung zur Verfügung stehen.